Die Bedeutung der Heuanalyse in der Pferdefütterung

Heuballen

Das Grundfuttermittel unserer Pferde

Vor allem im Winter, wenn keine Weide zur Verfügung steht, oder bei Pferden, die grundsätzlich keinen Weidegang bekommen, ist Heu (oder auch Heulage) das Hauptnahrungsmittel.

Hier wünschen wir uns ein Heu was frei von Staub und Schimmel ist, es soll nicht zu kurz sein, gut duften und von grünlicher Färbung sein.

Wenn wir ein solches Heu haben, sind Pferd und Mensch glücklich und alles ist gut… Oder?

Ein Pferd steht an einem haufen Heu

„Heu gut – Alles gut“?!

So einfach ist es leider nicht immer.
Die sensorische Prüfung des Heu´s sagt leider nichts über die Gehalte des Heu´s aus.

Wir können nur hierdurch keine Aussage über Energie oder Eiweißgehalte machen. Auch die Höhe des Zuckers oder der Mengen und Spurenelemente sind so nicht erkennbar.

Auch über die Mikrobiologischen Eigenschaften kann eine rein äußerliche Prüfung nichts sagen. Es ist ein Trugschluss, dass man hygienische Belastungen des Heus immer auch sieht oder riecht.

Sowohl Hefen als auch Schimmel können unsichtbar und geruchslos sein.
Im Zweifel führt dies zu einer trügerischen Sicherheit.

Wozu eine Heuanalyse?

Heu (oder Heulage) ist als Grundfuttermittel das Futtermittel, was unseren Pferden einen Großteil der benötigten Nährstoffe am Tag liefert. Nur was das Grundfutter nicht mitbringt, muss in der Ration ergänzt werden.

Eine Ergänzung sollte dann so gewählt werden, dass mit dieser weder Über- noch Unterversorgungen entstehen können, denn beides kann (langfristig) schwere Gesundheitsschäden verursachen.

Kenne ich nun die Werte meines Grundfutters nicht, kann man folglich keine sinnvolle Wahl treffen und weder der gute Ruf des Produkts noch ein schöner Futtereimer oder gut platziertes (Influencer) Marketing sind sonderlich gute Ratgeber für den Kauf.

Ein Beispiel:

Paul das Kugelpony wird rationiert gefüttert, denn die Kugel muss weg. Zusätzlich muss Paul noch 6x die Woche über Stock und Stein galoppieren, weil er ja abnehmen soll.

Paul nimmt auch ab, doch nicht nur der Speck ist weg, sondern auch die Mukkis sind nicht mehr da.

Also gibt Pauls eifrige Besitzerin Pauline, auf Rat von Frida ihrer Stallkollegin noch das Mukkiglück, weil damit muss Paul zum Muskelprotz werden. Pauline scheut keine Kosten und Mühen, doch Paul will einfach nicht zum Ponyegger werden.

Irgendwann, Pauline hat mittlerweile den drölfzigsten Eimer Mukkiglück gefüttert, bekommt sie den Tipp von Elfriede, der neuen am Stall, das vielleicht im Heu nicht genug Eiweiß drin ist und Paul trotz Mukkiglück kein Mukkiglück hat und riet ihr, das Heu doch mal prüfen zu lassen.

Pauline ist verzweifelt, daher lässt sie das Heu testen und Elfriede hatte recht, im Heu ist wenig Eiweiß und es reicht nicht für Paul. Jetzt wo Pauline das weiß, kann sie Paul genau das geben, was er braucht, damit er ganz bald Paul Ponyegger wird.

Zugegeben, das kleine kitschige Beispiel ist sehr vereinfacht, aber es zeigt das, was häufig vorkommt, Verdachtsfütterung.

Und genau deswegen ist es so wichtig, eine Heuanalyse machen zu lassen, denn nur wenn man weiß, was in dem Grundfutter  steckt, kann man ergänzen was fehlt oder auch vermeiden, Nährstoffe zuzuführen, die das Pferd durch Heu in ausreichender Menge aufgenommen werden.

Eine Heuanalyse kostet regulär weniger als ein Blutbild und kann zusammen mit einer Rationsberechnung maßgeblich zur Gesunderhaltung beitragen.

Aber….

Das Heu stammt von verschiedenen Wiesen/Lieferanten!

Genau deswegen macht man eine Mischanalyse, so bekommt man einen Durchschnitt des vorhandenen Heus.

Ich habe sowieso keinen Einfluss auf das Heu, daher bringt es auch nichts, wenn ich weiß, was drinsteckt!

Bei einer Heuanalyse geht es nicht darum das Heu zu ändern, sondern darum das Beste aus dem zu machen, was da ist.

Ausnahme, das Heu ist verdorben. In solch einem Fall muss man alternative Lösungswege suchen, um die Gesundheit des Pferdes nicht zu riskieren.

Der Stallbetreiber hat ein Problem mit der Analyse!

Aus der Erfahrung hilft hier ein ruhiges Gespräch. Häufig kommt es vor, dass die Stallbetreiber sorge haben, dass das Ergebnis der Analyse für Ärger und Unmut sorgt oder das er kosten übernehmen soll.

Erklärt man ruhig, dass man die kosten selbst trägt und nicht vorhat, damit ärger zu machen, sondern einfach nur wissen möchte, welche Nährstoffe im Futter sind, kann man einen Großteil der Sorgen häufig schon nehmen.
Ich habe dies selbst auf die Art mit verschiedenen Stallbetreibern so gehandhabt und hatte so immer gute Resonanzen.

Sprechen hilft, ebenso wie worthalten. – Sollte das Ergebnis der Analyse wirklich einen Grund liefern, der Gesprächsbedarf aufkommen lässt, sprecht zuerst mit eurem Stallbetreiber, und zwar in Ruhe. – Streit provozieren bringt in der Regel keinen weiter.

Wie man eine Heuanalyse macht!

Es gibt verschiedene Labore, die eine Heuanalytik anbieten. Die gängigsten mit denen ich in meinen Beratungen arbeite und die ich hier empfehle sind die Lufa Nord-West sowie die LKS Labor.

Je nach gewünschten Analysewerten, kann es sinnvoll sein, die Preise der Labore zu vergleichen, da sich diese durchaus nennenswert unterscheiden.

Heuanalysen
Welche Analysen werden benötigt?

Vollanalyse bzw. Inhaltsstoffe = Hier werden die Grundwerte des Raufutters analysiert wie z.B. Rohfaser, Zucker, Energie und Eiweiß

Mineralstoffe/ Spurenelemente = Je nach Labor etwas anders benannt erhält man hier die Auswertung der Mengen- und Spurenelementgehalte außer Jod und Selen.

Diese beiden Analysen sind immer sinnvoll, da allem voran die Grundwerte bedingt durch äußere Einflüsse wie z.B. Wetter und Erntezeitpunkt jährlich stark variieren können.

Jod & Selen = Die beiden Spurenelemente sind optional, ich Rate jedoch dazu diese wenigstens bei einer ersten Analyse mitzubestimmen. Da hier die Gehaltsschwankungen eher gering sind, müssen diese nur in Ausnahmefällen regelmäßig bestimmt werden.

Neben der Analyse der Grundgehalte sowie Mengen- und Spurenelemente macht häufig die Mikrobiologische Untersuchung Sinn.
Vor allem bei Auffälligkeiten wie hartnäckigen Husten, Verdauungsprobleme o.ä., wird die Mikrobiologische Untersuchung unumgänglich, um möglichen Ursachen auf den Grund zu gehen.

Einen vorausgefüllten Untersuchungsauftrag mit den o.g. Paketen (exkl. Jod & Selen) findest Du hier:

Die Untersuchungsaufträge sind für Heu ausgefüllt. Sollte Heulage eingesendet werden, muss dies auf dem Auftrag geändert werden.

Schimmelbelastetes Heu
Ein offensichtlicher Schimmelbefall.
Leider ist es nicht immer so eindeutig!

Mikrobiologische Belastung

Neben der Bestimmung der Nährstoffe ist auch die mikrobiologische Untersuchung des Heus von Bedeutung. Dies gewinnt vor allen dann an wichtigkeit, wenn mehrere Pferde, die das selbe Heu fressen, Auffälligkeiten wie Husten, Blähungen, erhöhte Leberwerte, o.ä. zeigen.

Die Mikrobiologie kann Aufschluss über das Vorhandensein von Schimmelpilzen, Hefen und anderen Mikroorganismen geben, die sich negativ auf die Gesundheit der Pferde auswirken können.

Hier muss man wissen, nicht immer ist das Heu offensichtlich verschimmelt. 

Einige Pilze aber auch Hefen sind sensorisch (nicht sichtbar oder zu riechen) nicht nachweisbar.

Der Ablauf der Probenentnahme ist die Labore identisch.

In der Regel benötigen ein Labor etwa 300g Probenmaterial, ich selbst empfehle, etwa 400-500g einzusenden um für eventuell notwendig Nachbeprobung ausreichend Material eingesendet zu haben.

Proben sollten von so vielen Ballen wie möglich (möglichst 15-20 Ballen) gesammelt werden, um eine sogenannte Mischanalyse zu erhalten.

Hierbei entnimmt man von den ausgewählten Ballen jeweils etwa eine Handvoll Probenmaterial, gern von verschiedenen Stellen, also auch von innen.

Um bei geschlossenen Ballen Proben zu entnehmen (bitte nicht bei noch folierter Heulage machen!), kann man sich einen Schürhaken oder einen ggf. auch einen Ampferstecher zur Hilfe nehmen.
Damit kommt man recht gut auch in die Mitte eines Ballens.

Gestapelte Heulageballen
Quellen: pixabay.com
Sonderfall Heulage

Um eine Mischanalyse von Heulage zu erhalten, muss etwas mehr Aufwand betrieben werden.

Heulage beginnt bereits wenige Tage nach der Öffnung eines Ballens zu verderben.
Um dennoch eine brauchbare Mischprobe zu erhalten, sollte hier über eine längere Phase beprobt werden.

Die von möglichst frisch geöffneten Ballen entnommenen Proben werden im Anschluss eingefroren oder vakuumiert verpackt. Erst wenn ausreichend Probenmaterial gesammelt wurde, werden die Proben miteinander vermischt und zügig an das Labor gesendet.

Die Mikrobiologie ist jedoch vor allem bei der Gefriermethode nicht mehr aussagekräftig und kann ausgelassen werden!

Möchte man eine möglichst Aussagekräftige Mikrobiologie der Heulage, würde ich empfehlen die Proben frisch zu nehmen, sie vakuumieren und zeitnah zu versenden.

Die entnommenen Proben lassen sich gut in größeren Einkaufstaschen wie zum Beispiel jenen des bekannten schwedischen Möbelhauses sammeln.

Hat man nun ausreichend Probenmaterial entnommen, mischt man dies im Anschluss gut durch.
Für den Versand zum Institut benötigst Du noch eine Papiertüte (und natürlich einen Versandkarton).

Die Proben werden nun gemeinsam mit dem Probenbegleitschein in das Paket gelegt und an das ausgewählte Labor gesendet.

Je nach Auftragslage erhält man innerhalb von 1-2 Wochen die Auswertung.

Hier kann es vorkommen, dass man die Auswertung mit Vorläufigen Ergebnissen enthält, da beispielsweise die Analyse von Jod und Selen oder die Mikrobiologie etwas länger dauern.

Du hast dein Heu Analysieren lassen und möchtest die Ration deines Pferdes darauf anpassen?
Teilen